Arbeitsschwerpunkte
Die meisten Jugendlichen, die zu uns in die Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung kommen, haben wenig bis gar keine stabilen und gesunden Beziehungserfahrungen erlebt. Ein liebevoller Kontakt und die damit verbundene Nähe zu den leiblichen Eltern ist eine wichtige Grundvoraussetzung, um diese Beziehungserfahrungen herzustellen. Solche positiven Beziehungserfahrungen zu ermöglichen ist daher ein Kernelement der ISE, wobei die Schwierigkeit darin besteht, sich einer möglichst intensiven Beziehung anzunähern, ohne die fachliche Distanz zu verlieren.
Neben der Beziehungsarbeit ist es weiterhin wichtig, den Jugendlichen eine gewisse Struktur vor- und mitzugeben. Nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch unter den Fachkräften wurde in den letzten Jahren daran gearbeitet.
Woher kommen die Jugendlichen?
Unsere Jugendlichen kommen normalerweise aus ganz Deutschland. In den letzten Jahren kam ein Großteil der Jugendlichen vor allem aus Bayern und dem Münchner Umland, aber auch aus dem Saarland.
Interview zum ISE-Konzept
Mit welchem Unterstützungsbedarf kommen die Jugendlichen?
Die meisten Jugendlichen, die zu uns kommen haben eine große Gemeinsamkeit: Sie sind häufig Systemsprenger und Systemsprengerinnen. Sei es, dass sie mit Regeln nicht zurechtkommen. Oder weil sie keine Grenzen im Umgang mit Anderen kennen und daher Beziehungen immer wieder neu prüfen und sogar sabotieren. Aber auch, weil sie in ihren bisherigen Familienstrukturen keinen Platz und keinen Halt mehr finden und in größeren Gruppensettings nicht haltbar zu sein scheinen.
Der Bedarf bei all diesen Jugendlichen ist, einen Platz zu haben, wo sie mit all ihren Besonderheiten angenommen sind und sein dürfen. Sie suchen auf die eine oder andere Weise Kontakt und Beziehungen zu den Erwachsenen, ohne jedoch ihre durch Erfahrung gewonnene Skepsis diesen gegenüber abzulegen. Sie suchen nach Stabilität, Sicherheit und Verbindlichkeit.
Darüber hinaus sind es die alltäglichen Anforderungen, die diese Jugendlichen fordern und die wohl jeder aus der eigenen Jugend kennt: Themen wie das allmorgendliche Aufstehen, der Schulbesuch und der Erhalt von Hygiene und Ordnung im eigenen Zimmer und schließlich die Einhaltung von getroffenen Absprachen.
Wie sieht unser Hilfsangebot aus?
Neben der bereits beschriebenen Beziehungsarbeit, die als Grundlage für jedwede weitere Arbeit unerlässlich ist, unterstützen die Fachkräfte die Jugendlichen bei folgenden Themen: Tagesstruktur, Hilfe im Umgang mit Behörden, Elternarbeit, Anbindung an weiterführende Hilfen (Therapeutische Betreuung, psychiatrische Betreuung, Suchtberatung, etc.), sowie allen anderen Themen, die das Erwachsenwerden in der heutigen Zeit mit sich bringt.



Wie lange bleiben die Jugendlichen?
Die Zeit in der ISE variiert für jeden Jugendlichen und jede Jugendliche. Ziel ist es meist, so viel Verselbstständigung zu erreichen, um in eine weniger intensiv betreute Wohnform wechseln zu können. In manchen Fällen fand auch nur eine kurzfristige Stabilisierung der Jugendlichen statt, während gleichzeitig eine geeignetere Maßnahme für sie gesucht wurde.
Daher gab es Jugendliche die zum Teil wenige Monate bei uns waren, andere dafür aber mehrere Jahre.




Was prägte unsere pädagogische Arbeit 2021/2022?
2021 war für uns alle natürlich noch vom Thema Corona und dem Umgang damit geprägt. Die Umsetzung der Hygiene-Standards erschien so manchem Jugendlichen als große Herausforderung. Da es den Bewohner*innen der ISE-Häuser ohnehin schwer fällt, sich an Regeln zu halten, die sie einschränken, waren die Ausläufer der Corona- Pandemie für sie, wie für uns alle, weiterhin eine große Herausforderung.
Grundsätzlich haben wir die Haltung, dass Jugendliche sich bei uns ausprobieren dürfen, Grenzen testen sollen und wir sie trotz des oft herausfordernden Verhaltens aushalten. Wir wollen an den Jugendlichen dran bleiben und gleichzeitig Raum geben. Diese Arbeit erfordert ein hohes Maß an Selbstreflexion, Flexibilität und die Bereitschaft, sich immer wieder neu auf die Jugendlichen einzulassen.



Unsere pädagogische Arbeit ist vor allem dadurch geprägt, dass wir viel Wert auf tragfähige Beziehungen und eine Konstanz in der Bezugsbetreuung legen. Wir sind auch in schwierigen Zeiten für sie da, begleiten sie bedingungslos, auch wenn sie „Mist gebaut haben“ und legen den Fokus auf das Positive in ihrem Verhalten. Die Jugendlichen spiegeln uns ihre Wertschätzung dafür, dass sie sich auf uns verlassen können und wir berechenbar sind. Viele von Ihnen unterstützt unsere bedingungslose Annahme dabei, sich uns zu öffnen.
Weiterhin wollen wir die jungen Menschen mit unserer pädagogischen Arbeit immer wieder aus ihrer Komfortzone herausholen und ihre Selbstwertgefühl stärken. Daher bieten wir auch eine Reihe erlebnispädagogischer Aktivitäten wie Raften, Klettern oder Canyoning an.






Die Jugendlichen konnten sich in den letzten beiden verschiedensten pädagogischen Angeboten anschließen, von Ausflügen in Escape Rooms, zum LED-Minigolf, Kart fahren oder zum Baden am See, einer Fight Night im Zirkus Krone, oder zum Drachensteigen lassen auf der Panzerwiese. Auch der Demo gegen den Ukraine-Krieg im Februar schlossen sich einige unserer Betreuten an.



Weiterhin standen Tagesausflüge, wie zum Beispiel nach Salzburg oder zum Skifahren an den Spitzingsee auf dem Programm. Beliebt waren auch unsere kreativ erdachten und geplanten kleinen Challenges wie die Stadtrallye oder unsere ISE-Olympiade.
Darüber hinaus fanden mehrere Auszeiten mit Jugendlichen statt. Dabei verlassen einzelne Jugendliche die Häuser für einige Tage, um mit ihren Bezugsbetreuenden im Umland zu zelten, zu fischen, zu wandern oder in Tschechien Off-Road zu fahren.




Eine besondere Tradition sind die Sommer- und Weihnachtsfeste in der ISE. Gerade Letzteres zeigte jedes Jahr, wie besonders es gerade für entwurzelte Jugendliche sein kann, wenn man zusammenkommt, um gemeinsam zu essen und sich zu beschenken. Und zu essen gab es immer reichlich, da die Betreuenden sich mühten, jedes Jahr einen deftigen Weihnachtsbraten auf den Tisch zu bringen.



Für das Team lag im Sommer 2021 die besondere Herausforderung im Wechsel der Teamleitung sowie einigen personellen Veränderungen im Team. Nach vielen Gesprächen, Teamtagen, umfangreicher Konzeptarbeit und vielen gemeinsamen Erlebnissen, können wir nun sagen: Wir sind ein sehr gut eingespieltes Team, das den Jugendlichen Kontinuität und Stabilität geben kann. Gleichzeitig kennen wir uns untereinander sehr gut, wissen um unsere Stärken und besonderen Eigenschaften und können uns rundum gegenseitig auf uns verlassen.
So konnten wir im September 2022 auch gut den recht kurzfristigen Umzug eines Hauses meistern. Hier war von uns sehr viel Flexibilität und Freestyle gefragt. Sowohl beim Einzug in das wunderbaren Haus, das uns mit einem Garten, einem Wintergarten, einer Sauna im Keller, zwei Wohnzimmern und viel Platz eine hohe Wohnqualität und viele Möglichkeiten bietet. Aber auch beim „Halten“ der Jugendlichen, die ihre vertraute Umgebung und ihre Freundeskreise in einem anderen Stadtteil zurücklassen mussten.
Uns ist bewusst, dass es für die von uns betreuten jungen Menschen sehr wichtig ist, dass wir bei unserer Arbeit authentisch sind. Jeder Jugendliche braucht etwas anderes von seinen Bezugspersonen und unsere unterschiedlichen Eigenschaften und Talente machen aus uns ein vielfältiges Team, das auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen kann.
Nicht wegzudenken aus unserem Team sind auch die insgesamt sechs Hunde unserer Mitarbeitenden, die uns im Alltag mit den Jugendlichen sehr unterstützen. Häufig unruhige jungen Menschen können im Umgang mit den Hunden eine ganz andere Seite von sich zeigen, fürsorglich sein, fokussieren, kommunizieren, streicheln.

Zukunftspläne
Für das aktuelle Jahr 2023 haben wir uns Großes vorgenommen. Wir bleiben nicht stehen und gehen immer wieder NEUE WEGE. Neben vielen kleineren Ausflügen, Auszeiten und Freizeitaktivitäten sind wir schon mitten in der Planung für unser diesjähriges Sommercamp in Italien.