Sozialpädagogisch Betreutes Wohnen (SBW)

Arbeitsschwerpunkte

Junge Menschen, die bei uns anfragen und in das Sozialpädagogisch Betreute Wohnen – kurz SBW – aufgenommen werden, benötigen ein stabiles Zuhause und Bezugspersonen, auf die sie sich verlassen können. Der Schutz, die Förderung der persönlichen Entfaltung und eine positive Entwicklung stehen bei uns im Vordergrund – verbunden mit einer Struktur, die es möglich macht, ein nahezu eigenständiges Leben zu führen. Wir versuchen, den jungen Menschen eine positive Beziehungserfahrung zu ermöglichen und ihnen als feste Ansprechpartner*innen zur Seite zu stehen. Hier liegt die Herausforderung darin, den jungen Menschen in allen Belangen zur Seite zu stehen und zeitgleich die Eigenständigkeit in den Vordergrund zu stellen. Unser Ziel dabei ist es, „uns überflüssig zu machen“ – denn der vorrangige Auftrag unserer Maßnahme ist es, die jungen Menschen zur Eigenverantwortung zu motivieren und in die Selbstständigkeit zu begleiten.

Diese Basis wird in unseren wöchentlichen Fallteams und den regelmäßigen Supervision immer wieder überprüft und reflektiert, um die fachliche Distanz zu wahren und die jungen Menschen in ihren Bedürfnissen zu erkennen. 

Woher fragen junge Menschen bei uns an?

Die jungen Menschen fragen aus ganz Deutschland bei uns an, wobei die der Großteil aus München, dem Münchner Umland bzw. aus Bayern zu uns kommen. 



Wobei benötigen die jungen Menschen Unterstützung?

Das Leben der jungen Menschen, die bei uns aufgenommen werden, ist oft von Problemen bestimmt. Körperliche oder sexuelle Gewalt, familiäre Konflikte, Vernachlässigung, Verhaltensauffälligkeiten, Schul- und Leistungsverweigerung sind beispielsweise Themen, mit denen wir uns gemeinsam mit den jungen Menschen auseinandersetzen. Dabei ist es uns ein Anliegen, unsere Jugendlichen zunächst dort abzuholen, wo sie stehen und sie in ihren Belangen ernst zu nehmen. Die jungen Menschen hatten oft Schwierigkeiten, in ihren bisherigen Familiensystemen einen Platz, Halt und Zuneigung zu finden oder die dortigen Konflikte und Auseinandersetzungen weiter auszuhalten.

Die jungen Menschen zeigen häufig den Wunsch, einen Ort zu finden, wo sie sich mit ihren Eigenschaften angenommen fühlen und jede*r „so sein kann, wie sie*er ist“. Sie nutzen oft unterschiedliche Strategien, um in Kontakt zu treten und ihre Vorstellungen von Beziehungen umzusetzen. Die Kontaktaufnahme ist dabei durch ihre bisherigen Erfahrungen geprägt und sie treten uns zu Beginn teils mit Skepsis gegenüber. Die Äußerung des meist dahinterstehenden Wunsches nach Stabilität, Sicherheit und verbindlichen Absprachen braucht in der Regel eine tragfähige Beziehung und Vertrauen, um sich der Betreuungsperson zu öffnen.

Neben der Beziehungsebene spielen die lebenspraktischen Anforderungen der jungen Menschen eine wichtige Rolle. Vielleicht kennt die*der eine oder andere diese Herausforderungen: Hierzu zählen beispielsweise der zuverlässige Besuch der Schule/Ausbildung/Arbeit, das Reinigen der Hilfe-Wohnung, regelmäßiges Kochen, ein positiv geprägtes Zusammenleben mit der*m Mitbewohner*in und vieles mehr. Zentral sind hier das Einhalten der Regeln unserer Einrichtung und das Einhalten von Vereinbarungen – das beinhaltet auch das zuverlässige und pünktliche Erscheinen zu Terminen. 



Wie sieht unser Hilfeangebot aus?

Neben der geleisteten Beziehungsarbeit – die auch in der Einrichtung ISE24 die Grundlage für die Arbeit mit jungen Menschen darstellt – unterstützen unsere Pädagog*innen die jungen Menschen bei bspw. folgenden Themen:

  • Aufrechterhaltung einer Tagesstruktur – meist verbunden mit einem Abschluss (Schule, Ausbildung etc.)
  • Wohnungsmanagement (WG-Gespräche, Ordnung & Sauberkeit etc.)
  • Hilfe im Umgang mit Behörden; Elternarbeit bei Bedarf
  • Anbindung an weitere Unterstützungsmöglichkeiten (Therapie, Beratungsstellen, etc.)
  • und natürliche alle Themen, die das Heranwachsen mit sich bringen. Denn es gibt viele Fragen – das wissen wir aus eigener Erfahrung. 

Wie lange bleiben die jungen Menschen?

Das lässt sich nicht genau sagen und die Zeit variiert stark, wobei sich der Durchschnitt auf ca. zwei Jahre beläuft. Ziel ist es, gemeinsam mit dem jungen Menschen ein solches Niveau der Verselbständigung zu erreichen, dass sie*er keine weitere stationäre Begleitung benötigt und die Jugendhilfe – ggf. mit einer begrenzten Nachbetreuung –  verlassen und ein eigenständiges Leben führen kann. In manchen Fällen findet auch nur eine kurzfristige Begleitung der jungen Menschen statt, während gleichzeitig eine geeignetere Maßnahme für sie gesucht wird. Oder die Betreuten beenden die Maßnahme auf eigenen Wunsch. Es gibt daher junge Menschen, die nur wenige Wochen und Monate bei uns betreut waren, aber auch andere, die über mehrere Jahre von uns begleitet wurden.

Was waren die besonderen Herausforderungen in den vergangenen beiden Jahren?

In den letzten zwei Jahren war unsere Arbeit weiterhin stark durch die COVID-19-Pandemie geprägt. Im Vordergrund unserer Arbeit stand nach wie vor die psychische Belastung der jungen Menschen, wie auch der Mitarbeiter*innen. Weiterhin musste zunächst vieles digital laufen, bevor wir endlich wieder persönliche Termine im Rahmen der Hygieneregeln anbieten konnten.

Immer wieder auf’s Neue waren wir damit beschäftigt, uns auf die dem Pandemieverlauf angepassten Regularien und Verordnungen einzustellen und unseren Arbeitsalltag darauf abzustimmen. Und dabei auch stets zu fragen: Was ist unser Auftrag vom Jugendamt und was ist unser Anspruch an unsere Arbeit? Der regelmäßige intensive Austausch unter den Kolleg*innen erwies sich als stabilisierender und Kraft gebender Aspekt in dieser Zeit.

Während wir 2020 aufgrund der Haushaltsregeln keine Treffpoints anbieten durften, starteten wir 2021 damit, den regelmäßigen Kochabend, Ursprung unserer Treffpoints, wieder aufleben zu lassen.

Im Juli 2022 stand dann endlich unser erstes großes Fest seit Weihnachten 2019 an: Unser traditionelles Sommerfest, zu dem wir aktuelle und ehemalige Betreute, und auch jeweils eine Begleitperson einluden. Das Fest bei sonnigem Wetter haben alle Anwesenden sehr genossen. Gleichzeitig nahmen wir wahr, dass unter den Gäst*innen vor allem ehemalige Klient*innen waren. Das bestätigte unsere Beobachtungen im Vorfeld, dass unsere aktuellen Klient*innen große Ängste und Sorgen hatten, niemanden zu kennen und deshalb der Feier fern blieben.



Aufgrund der Entwicklung, dass sich bei den Jugendlichen und jungen Menschen vermehrt Ängste vor sozialer persönlicher Interaktion zeigten, starteten wir gleich nach dem Sommerferien mit der Planung der Weihnachtsfeier, für die wir uns die Frage stellten: „Wie können wir es schaffen, dass die Jugendlichen partizipieren und ihrer Angst vor „Ich kenne niemanden“ entgegentreten.“

Wir kündigten die Weihnachtsfeier bei unseren Betreuten als verpflichtend an und bildeten Orga-Gruppen, die von eine*r Pädagog*in moderierend begleitet wurden. In vielen Diskussionen entstand die Idee eines Weihnachtsmarkts. Die jungen Menschen konnten sich daraufhin einer Gruppe anschließen, die für einen Teil der Veranstaltungsorganisation verantwortlich war: Von der Deko, über den Einkauf, die Zubereitung des Buffets, künstlerische Gestaltung.

Auf der Weihnachtsfeier konnten die Jugendlichen nach dem kulinarischen Teil an einem Tisch Weihnachtskarten an Senioren schreiben, an einem anderen Tabu spielen oder sich einfach unterhalten. Viel Spaß brachte auch eine Fotobox, in der sich die Gäst*innen selbst kostümiert fotografieren konnten.



Insgesamt war diese Veranstaltung unter der Regie der Jugendlichen ein voller Erfolg, so dass wir als Team beschlossen haben, auch weiterhin stärker auf die Eigenverantwortung der Jugendlichen zu setzen.

Noch ist der Schwung durch die Weihnachtsfeier spürbar: Beim somalischen Kochabend herrschte rege Beteiligung und auch die anstehende Skifreizeit gibt es schon zahlreiche Anmeldungen.



Zukunftspläne

Für die Zukunft wollen wir unser Freizeitaktivitäten-Konzept überarbeiten und erneut an die aktuellen Bedarfe der Jugendlichen anpassen. Dabei wollen wir den Aspekt der Förderung um den der Forderung erweitern. Denn obwohl der Wunsch nach Vernetzung und Austausch groß ist und Einsamkeit ein belastendes Problem für viele Jugendliche ist, stehen demgegenüber ihre sozialen Ängste und Kontaktvermeidungsverhalten. Die jungen Menschen hier an die Hand zu nehmen und sie liebevoll anzustupsen, ihren Ängsten entgegen zu treten, sehen wir aktuell als eine unserer wichtigsten Aufgaben.

Im vergangenen Jahr sind ein paar liebgewonnene Kolleg*innen gegangen, die sich nach den Erfahrungen mit Corona vorübergehend persönlichen Themen widmen möchten. So starteten wir mit einigen neuen Mitarbeitenden ins neue Jahr und freuen uns auf neue Fähigkeiten und Eigenschaften, die unser Team bereichern. Wir bleiben flexibel und gehen auch weiterhin immer wieder NEUE WEGE.